Ein multikultureller Generationengarten – das war die Vision, als 2017 in Grabs der Dorfgarten entstanden ist. Es ist ein kleiner, aber lebendiger Gemeinschaftsgarten auf rund 900 m2 Fläche mitten im Dorf Grabs. Und sogleich fanden sich Einheimische, Flüchtlingsfamilien, Schulkinder und Freizeitkinder zusammen, um diesen Ort zu beleben. Das Ziel war es, einen Begegnungsort zu schaffen, wo nicht nur Gemüse, Beeren und Obst, sondern auch viele schöne Eindrücke, Inspiration und Austausch geerntet werden kann.
Der Garten ist eingeteilt in verschiedene «Pflanzblätz», welche jeweils über ein Jahr hinweg - oder gern auch länger - von Einzelpersonen, Familien, Schulklassen und Bioterra-Gartenkindern gehegt und gepflegt werden. Ob man auf seinem Beet eine farbenfrohe Gemüse-Mischkultur oder ein Blumenbeet oder einen Kartoffelacker ansiedelt, ist jedem Dorfgärtner und jeder Dorfgärtnerin selber überlassen. Neben diesen individuellen Beeten gibt es ausserdem einige Gemeinschaftsbeete, wo z.B. Beeren, Tomaten, Kürbisse, Stangenbohnen oder allerlei Exoten wie Yacon, Tigernüsse oder Amaranth gedeihen. Werkzeuge, vielfältiges Saatgut und Setzlinge stehen zur Verfügung und müssen so nicht selber besorgt werden.
Für solche Projekte braucht es Menschen, die sich engagieren. Zeit ist ein kostbares Gut und so ist und bleibt es die grösste Herausforderung auch bei uns im Garten, die Zeit für gemeinsames Wirken herauszuschälen. Eine grosse Portion Toleranz und das positive Begrüssen der Vielfalt auch unter uns Menschen ist die entscheidende Basis für das Gelingen.
Wenn ein Gartenkind seinen Eltern am Sommerfest erklärt, dass man die Vogelmiere oder die Nachtkerze essen kann und es somit nicht nur ein unnützes Unkraut ist, dann beginnt der Mehrwert dieses Ortes. Dass unsere afghanische Mitgärtnerfamilie ihre Tomaten üblicherweise weder aufbinden noch mit einem Dach schützen oder tränken, ermöglicht interkulturelle Inspiration. Und wenn die Schulkinder sich Gedanken machen, wie sie den Dorfgarten mit einer Kräuterspirale für alle verschönern könnten, sind unsere wichtigsten Ziele ganz im Sinne der Permakultur erreicht:
Sorge für die Natur, sorge für die Menschen und teile gerecht.
Schulklassen waren von Anfang an willkommene Gäste und Mitgestalter im Dorfgarten.
Waren es zu Beginn die Kindergartenkinder, welche aktiv dabei waren, so gärtnern aktuell eine 6. Klasse, eine 2. Klasse und das Einschulungsjahr mit.
Nicht immer ist es leicht, sich als Lehrperson die Zeit für den Garten im Schulalltag zu nehmen. Die Nähe zum Garten ist ein Vorteil, idealerweise liegt der Schulgarten - oder eben der Gemeinschaftsgarten - auf dem oder neben dem Schulareal. Gut bewährt haben sich auch fixe Zeiten, die man mit der Klasse im Garten verbringt. Dabei ist es gar nicht nötig, immer nur Arbeitszeit dort zu verbringen, denn gerade in den Leerzeiten ergeben sich oft erstaunliche Lernmomente durch Beobachtung und die Wahrnehmung mit allen Sinnen.
Oft höre ich von der Herausforderung, alle Kinder im Garten sinnvoll zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Was macht eine Beschäftigung im Schulkontext sinnvoll? Darüber lohnt es sich zu brüten, um auch eigene Erwartungen zu erkennen und allenfalls zu relativieren. Die meisten Schulklassen kommen als Halbklasse in den Dorfgarten. Dies auch, weil bei uns der Platz sehr begrenzt ist und die Schulgartenbeete darum eigentlich viel zu klein für so viele Kinder sind. Hilfreich ist es, verschiedene Lern-Angebote bereit zu halten, welche sich nicht nur auf das Beet fokussieren. So können beispielsweise einige Kinder ihr Beet bearbeiten, während andere ihre Eindrücke im Gartentagebuch festhalten und wieder andere eine auserkorene Pflanze genau untersuchen und dokumentieren. Ein Lesebänkli mit Gartenlektüre oder ein Sackmesserbänkli zum kreativen Tun bewähren sich immer. Auch gekocht oder verarbeitet wird von allen Kindern mit Begeisterung.
Durch eine geschickte Jahresplanung und mit viel Mulchmaterial auf den Beeten ist die Überbrückung der Ferien gut möglich. Hier ergibt sich bei uns im Gemeinschaftsgarten ein weiterer Vorteil. Die Mitgärtner organisieren sich bei Ferienabwesenheit jeweils als Beethüter und greifen notfalls mit der Giesskanne ein. Manche Klassen erstellen in Absprache mit den Familien einen Plan, wer wann zu den Beeten schaut.
Weitere Vorteile sind die vielfältige Inspiration durch die anderen Dorfgartenbeete und die Mitnützung der vorhandenen Infrastruktur (Werkzeuge, Feuerstelle, Naschgarten, Saatgut, Wassersammelstellen u.s.w.). Diese selber für einen Schulgarten aufzubauen ist oftmals eine grosse Hürde, um ins Schulgärtnern einzusteigen.
Weniger ist mehr - das gilt oftmals auch im Schulgarten. Der Weg ist das Ziel, die Kinder sind oft nicht so ertragsorientiert, wie wir Erwachsenen. Kleinere und überschaubare Projekte entlasten und schaffen Freiraum für Entdeckungen. Gärtnern im Dorfgarten darf lustvoll sein, für die Schulkinder und die Lehrperson! Wenn wir die Vielfalt an möglichen Lernmomenten in einem Garten erkennen, fängt ganzheitliches Lernen an. Schulgärtnern sollte nicht nur reine Beetpflege sein - sondern die bewusste Wahrnehmung und die Mit-Gestaltung eines Naturortes und damit verbunden der Aufbau von vielfältigen Kompetenzen.
Die grundsätzlich Haltung und Überzeugung der Lehrperson, dass die Gartenzeit für Schulkinder eine äusserst aktive und ganzheitliche Lernzeit ist, ist entscheidend für den Erfolg. In einem Gemeinschaftsgarten ist damit auch eine Lehrperson - und das ist das Wertvolle - nie allein!
Falls du konkrete Fragen zum Thema Schulgarten hast, mehr von unseren Erfahrungen hören oder einfach in Austausch gehen möchtest, schreib mir gerne eine Nachricht.
Herzlich
Eure Isabelle
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